Kopie von `Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte e.V. - Lexikon`

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Kategorie: Medizinisch > Bewegungsstörungen
Datum & Land: 10/04/2009, De.
Wörter: 47


Abstraktionsleistung
Für ein Kind sind Erleben und Erfahren zunächst unmittelbar und sinnenhaft. Puppe ist die Puppe, die das Kind in der Hand hält und sieht. Im Verlauf der Entwicklung kann es sein Wissen aus der direkten, sinnenhaften Erfahrung lösen. Puppe wird zum Begriff für alle Puppen. Tisch ist dann nicht nur der Tisch in der Küche...

Ataxie
(griech.: 'taxis' = Ordnung) Diese Bewegungsstörung ist durch schlechte Bewegungskoordination und schlechtes Gleichgewicht gekennzeichnet. Die Muskelspannung ist niedrig. Die Ziel- und Richtungssicherheit der Bewegungen ist gestört. Der Einsatz von Wirk- und Gegenwirkmuskel (Agonist/Antagonist) ist besonders gegen Ende eines Bew...

Athetose
(griech.: 'ohne feste Stellung') Diese Bewegungsstörung ist durch unwillkürlich unregelmäßige langsame, wurmförmig verkrampfte Bewegungen gekennzeichnet, bei denen die Muskelspannung erhöht ist. In Ruhe ist die Muskelspannung niedrig (vgl. Hypotonie). Die Athetose gehört zu den Dyskinesien.

Autismus, autistisches Verhalten
Veränderungen in Aufnahmen und Verarbeitung von Wahrnehmungen (Sehen, Hören, Riechen, Fühlen, Schmecken) mit großer Schutzbedürftigkeit. Kontaktaufnahme und Kontaktgestaltung sind außerordentlich erschwert. Rückzug in sich selbst wird häufig beobachtet. Oft fallen ständig wiederholte Bewegungen oder Ha...

Basale Stimulation
Pädagogische Methode zur Förderung schwerbehinderter Kinder. Die seit den 70er Jahren von Andreas Fröhlich entwickelte Methode zielt darauf ab, den Kindern über elementare Wahrnehmungsangebote Kontaktmöglichkeiten mit ihrer Umwelt zu erschließen und damit Lernprozesse anzubahnen.

Beratung
Kinderneurologische und sozialpädiatrische Zentren sind Anlaufpunkte für die Beratung in medizinischen Fragen und Fragen zur Frühförderung. Anschriften sind über den Bundesverband bzw. über Gesundheitsämter erhältlich. Erfahrungsaustausch unter betroffenen Eltern bieten unsere Ortsvereine. Die Behindertenverb...

Bewegungserleichterung
Kinder mit ausgeprägten cerebralen Bewegungsstörungen brauchen für alltägliche Tätigkeiten Hilfen: beim Essen und Trinken, beim Spielen, beim An- und Ausziehen usw. Bewegungserleichterung hilft ihnen, Bewegungen auszuführen und ihr Bewegungskönnen weiterzuentwickeln. Möglichkeiten der Bewegungserleichterung w...

BLISS
Kommunikationsmethode für nichtsprechende Körperbehinderte auf der Basis von Symbolen, zu der Charles Bliss in den 40er Jahren den Anstoß gab. Anders als Buchstaben, die einzeln ohne Bedeutung sind, haben Bliss-Symbole unmittelbaren Bezug zur Realität, die sie darstellen (Wellenlinie = Wasser). Wir überwachen die Weiterent...

Bobath-Konzept
Ganzheitliches Konzept zur Behandlung von Menschen mit cerebralen Bewegungsstörungen, das von Berta und Karel Bobath entwickelt wurde. Es umfaßt Maßnahmen der Physiotherapie, der Ergotherapie und der Logopädie. Hauptziele: Vermittlung funktionell brauchbarer Fähigkeiten; systematische Vorbereitung in kleinen Schritten auf...

Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte
(BAGH) Zusammenschluß von verschiedenen behinderungsspezifischen Verbänden im Bereich der Behindertenhilfe. Der Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte ist Gründungsmitglied der BAGH.

Bundessozialhilfegesetz
(BSHG) Das Gesetz regelt Hilfen für Menschen, die sich in einer materiellen Notlage nicht selbst helfen können, sofern sie keinen Anspruch gegenüber Dritten haben. Dazu gehören die 'Hilfe zum Lebensunterhalt' und die 'Hilfe in besonderen Lebenslagen'. Zur 'Hilfe in besonderen Lebenslagen' gehör...

Cerebral
(lat.) das Gehirn betreffend

Cerebrale Bewegungsstörungen
Cerebrale Bewegungsstörungen können nach frühkindlichen Hirnschädigungen z.B. durch Sauerstoffmangel oder Gehirnblutungen entstehen. Auch eine schwere Verletzung (Schädel-Hirn-Trauma) kann cerebrale Bewegungsstörungen zur Folge haben. In seltenen Fällen sind schwere Gehirnerkrankungen die Ursache. Cerebrale Bewegu...

Cerebrale Krampfanfälle
(Epilepsie) Besonders die Gruppe schwerer behinderter Patienten leidet nicht selten unter epileptischen Anfällen. Oft ist ein 'Herantasten' an die geeignete Medikamentenkombination und deren jeweilige Dosierung nötig.

Defizit
Mangel, Fehlendes; hier auch: weniger Entwicklungsfortschritte als bei gleichaltrigen Kindern.

Diagnose
Cerebrale Bewegungsstörungen sind in schweren Fällen vom erfahrenen Kinderarzt schon zum Ende des zweiten Lebensmonates, in leichteren Fällen bis Ende des ersten Lebensjahres festzustellen. Früherkennung und früh einsetzende Förderung können die Gesamtentwicklung des Kindes positiv beeinflussen. Vorsorgeuntersuchu...

Diagnostik
Kinder in ihrer Entwicklung sehen und verstehen, Förderung erleichtern. Es gibt unterschiedliche Richtungen und Sichtweisen in der Diagnostik. Häufig ist Diagnostik heute noch defizitorientiert. Dann wird hauptsächlich nach Abweichungen von einer altersentsprechenden Entwicklung gesucht. Ziel ist die Normalisierung der Entwicklung mi...

Dyskinesien
(lat.: 'fehlerhafter Bewegungsablauf') Zu diesen Störungen des Bewegungsablaufs gehören auch die unterschiedlichen Formen der Athetose. Diese Bewegungsstörungen sind gekennzeichnet durch unwillkürliche Bewegungen, die langsam, wurmförmig oder auch ausfahrend und ruckartig sein können.

Entwicklungsalter
Vergleicht man bei einem Test die Entwicklung eines Kindes mit der durchschnittlichen Entwicklung gleichaltriger Kinder, kann man die Entwicklungsleistungen des getesteten Kindes als Entwicklungsalter (EA) ausdrücken. Hat ein Kind schon mehr Fähigkeiten entwickelt als der Durchschnitt der Altersgruppe liegt sein EA über seinem Lebens...

Entwicklungssequenz
Grundlegende Entwicklungen von Fähigkeiten haben typische Abläufe: Entwicklungssequenzen. So verfügt das neuralgisch gesunde Kind z.B. nach seiner Geburt hauptsächlich über Bewegungen und Haltungen mit Beugung. Streckung entwickelt sich nach der Geburt zunehmend. Im zweiten Lebenshalbjahr entwickelt das Kind als dritte Bewe...

Epilepsie
(vgl. Cerebrale Krampfanfälle)

Ergotherapie
(Beschäftigungstherapie) Hat mehrere Schwerpunkte: Einerseits die Erreichung einer größtmöglichen Selbständigkeit des Patienten im Alltagsleben sowie die Bereitstellung der Hilfsmittel dafür, andererseits die gezielte Behandlung von Wahrnehmungsstörungen und damit die erfolgreiche Erfassung der Umwelt.

Fachkräfte
Im vorliegenden Text sind damit alle Fachleute gemeint, die nach abgeschlossener Ausbildung an der Förderung des Kindes beteiligt sind: Arzt, Krankenschwester, Krankengymnast, Beschäftigungstherapeutin, Sprachheil-Lehrer, Psychologin, Sonderschullehrer, Erzieherin usw.

Flexibilität
Wendigkeit, Anpassungsfähigkeit, Beweglichkeit.

Frühförderung
Frühbehandlung und Frühförderung sollten das Ziel verfolgen, das Kind durch geeignete Maßnahmen zu befähigen, eine seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten gemäße Lebensform und Lebensstellung zu finden. Medizinische, pädagogische, psychologische und soziale Maßnahmen sind als unmittelbar zusamme...

Gutachten
Beschreibung, Erklärung und Diskussion von Befunden, die erhoben wurden, um eine ganz bestimmte Frage zu klären, oder um eine Empfehlung zu begründen. Gutachten sind z.B. erforderlich, wenn ein Kind in der Schule eine zusätzliche sonderpädagogische Förderung braucht. Auch bei gerichtlichen Verfahren können Gutacht...

Hippotherapie
(griech. 'hippos' = Pferd) Behandlungsmethode, die das Pferd als therapeutisches Medium, als Heilmittel, einsetzt.

Hypertonie
Erhöhte Muskelspannung z.B. bei Spastik.

Hypotonie
(griech.: 'tonos' = Spannung) Herabgesetzte Muskelspannung z.B. bei Athetose und Ataxie.

Intelligenz
Denken, geistige Leistungsfähigkeit, Verstehen von Zusammenhängen, zweckvolles Handeln; Verstehen und Einordnen von Wahrnehmungen und Erfahrungen; Verstehen und Umgang mit Sprache, mit Zeichen, Formen, Symbolen, Mustern, Mengen, Zahlen, mathematischen Aufgaben usw. Die Entwicklung der Intelligenz wird durch den genetischen Code ermög...

Intelligenzquotient
(IQ) Bei einer Reihe von Intelligenztests kann das Ergebnis in Zahlen ausgedrückt werden. Die Bewertungen der Lösungen aus den verschiedenen Aufgabenreihen werden mit Hilfe von Tabellen zum Intelligenzquotienten zusammengefaßt. Ein normal-durchschnittliches Ergebnis liegt etwa zwischen IQ 90 und 110. Eine Lernbehinderung wird meist ...

Interaktion
aufeinander bezogenes Handeln von Menschen, miteinander Handeln, gemeinsames Tun

ISAAC
ISAAC ist ein Informations-, Forschungs- und Austauschforum für Fragen unterstützender Kommunikationssysteme für Nichtsprechende. Kernpunkt der Arbeit ist das Bemühen darum, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die normal hören, aber nicht oder nur sehr begrenzt lautsprachlich kommunizieren können, Alternativen bzw. ...

Kommunikation
Verständigung zwischen Menschen mit sprachlichen Mitteln (mit Lauten, Wörtern, Sätzen, Texten) und mit nicht-sprachlichen Mitteln (Gesten, Gesichtsausdruck, Stimmklang, Bewegungen, Musik, Zeichnen...)

Logopädie
(= Sprachheilkunde) Diagnostik und Behandlung von Funktionsstörungen von Stimme, Sprache und Sprechen. Um Sprechen zu lernen, muß ein Kind Lippen-, Kiefer- und Zungenbewegungen unabhängig voneinander durchführen können. Die logopädische Behandlung bei Kindern mit cerebralen Bewegungsstörungen versucht, frühz...

Mehrfachbehinderung
Ein Mensch kann eine Behinderung haben, zu der eine oder mehrere andere Behinderungen hinzukommen. Bei der cerebralen Bewegungsstörungen ist dies häufig der Fall. Beispiel: Körperbehinderung und Sehbehinderung und/oder mentale Behinderung. Verschiedene Behinderungen verstärken sich in ihren Auswirkungen wechselseitig.

Minimale cerebrale Dysfunktion/Teilleistungsschwächen
(MCD) Die Diagnose 'MCD' verlangt den Nachweis einer eindeutigen minimalen cerebralen Bewegungsstörung (MCP = Minimale Cerebralparese). 'Minimal' bedeutet, daß das Kind unter stressarmen Bedingungen praktisch unauffällig funktionieren kann, unter positivem und negativem Stress aber oft erhebliche Leistungseinbu&s...

Normierung
Für Tests, insbesondere für Intelligenztests gibt es Gütekriterien. Sie müssen an großen Kindergruppen durchgeführt und auf bestimmte Weise statistisch bearbeitet sein. Dabei müssen sie festgelegten Ansprüchen genügen. Nur so werden Vergleiche zwischen den Leistungen einzelner Kinder und dem Durchschnit...

Orthopädie
(Lehre von Fehlbildungen und Erkrankungen der Bewegungsorgane) Sowohl die operativen wie auch die nichtoperativen (Schienenbehandlung, Korsette etc.) Maßnahmen bezwecken eine - im Idealfall vorübergehende - Hilfestellung für die Haltungs- und Bewegungsaufgaben des Alltags. Orthopäden mit Erfahrung in der Behandlung cerebraler B...

Parese/Plegie
griech.: 'paresis' = Erschlaffung, 'plegie' = Schlag

Perzeptionsstörungen
(Wahrnehmungsstörungen, sensorische Integrationsstörungen) Sie treten bei vielen cerebralen Bewegungsstörungen in unterschiedlichem Schweregrad auf. Es gibt visuelle (Sehen), auditive (Hören), taktile (Tasten), kinästhetische (Empfinden der Eigenbewegungen und des Gleichgewichtssinns), osmische (Riechen) und gustatorische (...

Physiotherapie
(Krankengymnastik) Behandlung von Krankheiten mit sogenannten natürlichen Mitteln (Wasser, Wärme, Kälte, Licht, Luft, Massage, Heilgymnastik, Elektrotherapie), insbesondere Bewegungstherapie, z.B. nach Bobath oder Vojta.

Prognose
Aussage über künftige Entwicklungen

Schulen: Allgemeine Schulen, Regelschulen
Allgemeine Schulen, Regelschulen werden eingerichtet für Kinder, die nach den Lehrplänen der Grundschule, Hauptschule usw. unterrichtet werden können. Normalerweise verfügen sie nicht über Möglichkeiten zusätzlicher Sonderpädagogischer Förderung für Kinder mit besonderem Förderbedarf. Heute bes...

Sensomotorik
Die enge Verknüpfung und Abstimmung von Wahrnehmung und Bewegung.

Spastik
Je nach Ausprägung der Bewegungsstörung weisen bei der Spastik die betroffenen Körperpartien infolge der zentralnervösen Fehlsteuerung zu starke Muskelspannung (vgl. Hypertonie) auf. In schweren Fällen ist sie dauernd der Fall. In allen Fällen ist sie abhängig von körperlicher, seelischer, geistiger Anspannun...

Syndrom
(griech.: 'das Zusammenlaufen') Krankheitsbild, das sich aus dem Zusammentreffen verschiedener charakteristischer Symptome (Kennzeichen) ergibt.